Montag, 25. Februar 2013

Trübsal blasen an einem grauen Tag

Es sind noch 4 Tage bis zum Folli-TV und ich merke jetzt schon, wie in innerlich unruhig werde und sehr unausgeglichen bin.
Gestern war noch ein guter Tag, auch vorgestern noch. Ich war gut drauf, entspannt und selbstbewusst. Kleine Kinder, Schwangere oder Hiobsbotschaften von neuen Schwangerschaften konnten mir kaum etwas anhaben.
Doch schon heute sieht die Welt wieder anders aus. Ich fühl mich allein, schwach und missverstanden. Ich kann schwer in Worten beschreiben, wie es wirklich in mir aussieht. Vielleicht will das so genau auch gar keiner wissen (Oh ja...Selbstmitleid...das können wir sehr gut).
Wir hatten am Wochenende Besuch mit kleinen Kindern. Es war so schön meinen Mann mit den Kids spielen zu sehen. Er hat sie auf dem Schlitten gezogen, hat ihnen vorgelesen...der hübsche blonde kleine Knirps saß neben ihm auf dem Sofa und ich konnte die ganze Zeit nur denken "ich wünsche uns so sehr so einen kleinen süßen Zwerg". Aber das ist nicht der Grund, warum ich heute so "traurig" bin, dafür gibt es nicht wirklich einen Grund. Es gibt nur eben solche und solche Tage. Ich möchte es auf keinen Fall missen, die Zwerge um mich zu haben, nichts ist schöner als unsere Wohnung erfüllt von Kinderlärm und trampelnden Füßchen.
Die Hoffnung auf den neuen Versuch steigt. Ich bin schon innerlich bei Freitag, plane Zeiten und Vorgehen und hoffe und wünsche und schiebe und rechne und beobachte meinen Körper auf Zeichen, ob wir es bis Montag schaffen oder schon am Freitag die IUI machen müssen.
Ablenkung, ja Ablenkung soll helfen hab ich gehört. Ich hab genug Ablenkung, wir haben jeden Tag nach Feierabend etwas vor und sind ständig unterwegs...also daran mangelt es nicht. Aber es ist immer präsent...ich schaue meinen lieben Mann an und denke "ich wünsche uns ein Kind".

So jetzt Kopf hoch, Krone gerade rücken und weiter gehts.
Ich hoffe, ich kann das nächste mal wieder mit einer optimistischeren Stimmung schreiben.
Aber eigentlich ist ja der Blog auch dazu gedacht, euch an meinen Gefühlen und Ängsten teilhaben zu lassen, um Verständnis zu erfahren. Und es gibt leider auch solche Tage...vielleicht ist morgen ein Besserer!

Mittwoch, 20. Februar 2013

Auf ein Neues...

Ich hab nun endlich meine Periode bekommen. Durch die Einnahme von dem Utrogest wird das so stark verzögert, dass es selbst nach dem Absetzen noch 5-7 Tage dauert bis endlich die Mens eintrudelt. Aber nun ist sie da und wir können den 3. Versuch endlich hinter uns lassen und uns auf den 4. Versuch konzentrieren.

Ich habe auch gleich in der Klinik angerufen und einen Termin ausgemacht.
Am Zyklustag 11, am 1.3., ein Freitag, gehts zum ersten Folli-TV. So ein Zyklus lässt sich einfach nicht planen...leider.
Wenn wir Pech haben, ist der Folli an dem Freitag schon so groß, dass er es nicht mehr bis Montag schafft, aber eigentlich nicht groß genug um volle Reife zu haben. Und wir müssen die IUI trotzdem machen, aber leider wieder mit einem nur fast fertigem Eichen.
Wenn wir Glück haben, ist der Folli an dem Freitag noch so "klein", dass er es locker bis Montag schafft und wir können bei voller Reife und in aller Ruhe am Montag die IUI machen.
Das wird schon langsam zur hochkomplizierten und komplexen Wissenschaft!

Ich bete diesen Zyklus also für ein langsames Ei...jeden Monat was anderes.
Was ihr tun könnt? Mitbeten ;-) dafür, dass wir diesmal den Zeitpunkt besser abpassen als letzten Zyklus.

Bis Bald...

Donnerstag, 14. Februar 2013

Februar 2013: 3. Insemination

Und schon finden wir uns im Februar wieder. Die dritte Runde steht unmittelbar bevor. Das alte Sprichwort sagt ja, dass angeblich aller guten Dinge 3 sein sollen. Aber bis hier hin waren die ersten 2 Dinge nicht unbedingt gut. Aber die Hoffnung ist groß, dass das "3. Ding" gut wird.

Ich fange schon an Zyklustag 1 an Tage zu zählen, wann könnte mein Eisprung sein, passt es mit den Wochentagen? Ich will einfach, dass es diesmal besser geplant abläuft. Aber wieder einmal soll es anders kommen als geplant.

Beim Tagezählen komme ich auf den wohl besten Termin für die IUI an einem Freitag. An genau diesem Freitag ist mein Mann dienstlich unterwegs. Er muss schon Donnerstag mittag losfahren. Also bete ich den Zyklusgott für ein schnelles Eichen an. Leider erhört mich der Zyklusgott nicht.

Zyklustag 11: Folli-TV
An einem Mittwoch noch im Januar geh ich zur ersten Ultraschalluntersuchung. Ich habe ein ungutes Gefühl, dass es noch nicht so weit ist, und Freitag würde ja nicht klappen. Mein Gefühl trügt mich wieder mal nicht, leider. Der Folli ist bei knapp 17mm, d.h. er bräuchte eigentlich noch 2 - 3 Tage zur Reifung. Die Ärztin meint, dass wir dann am Freitag die Insemination machen. Ich erkläre ihr die Situation, dass eigentlich nur der Donnerstag noch gehen würde...
Sie schlägt mir dann vor, die Auslösespritze nicht wie üblich einen Tag vor der IUI zu machen, sondern am Morgen vor der IUI und dann am Donnerstag mittag die IUI durchzuführen. Ich solle mir allerdings im klaren sein, dass die Bedingungen dann nicht ideal sind. Wir sollten dann unbedingt Freitag abend nochmal "nachlegen". Ich stimme dem Ablauf zu.
Ich gehe nach hause mit einem grummeln im Bauch. Warum kann denn nicht einmal alles passen?

Zyklustag 12: Insemination
Mein Mann geht morgens in die Klinik und gibt seine Probe ab. Er hat kein gutes Gefühl...denkt, dass es sich nicht wieder verbessert hat, denkt, dass es wieder schlechter ist. Wir werden sehen. Er macht sich auf den Weg zur Dienstreise.
Mit gemischten Gefühlen mach ich mich auf den Weg in die Klinik, das dritte mal zur Insemination, das zweite mal allein. Ich habe mich schön angezogen, fühle mich gut, selbstbewusst und stark.
Ohne lange Wartezeit werde ich heute direkt in den OP gebracht. Eine andere junge Ärztin macht heut die Insemination. Sie meint das Sperma dauert noch 3 Minuten, wird ganz frisch aufbereitet. Wir schauen im Ultraschall nach dem Follikel. Er ist kaum mehr gewachsen, gerade knapp 18mm, aber schön rund. Wenn so ein Follikel wächst, ist er oval, kurz vorm Sprung wird er kreisrund. Was man nicht alles lernt.
Die Ärztin ist gut gelaunt, wir scherzen und lachen, es ist eine entspannte Stimmung. Die Schwester kommt mit dem ganz frischem Sperma. Ich liege da und warte, während die Schwester Handschuhe anzieht. Dann geht es los. Ich habe noch keine Ahnung, wie viele Schwimmer auf die Reise gehen. Wir hatten noch keine Zeit das Spermiogramm anzuschauen.
Wir sprechen währenddessen über die Wiener-Studie, dass Lachen die Befruchtung fördert, ich muss lachen, trau mich kaum...ich habe Angst, ich könnte "etwas" verlieren. Wir schauen wieder mit dem Ultraschall, ob alles angekommen ist. Ist es. Es geht wieder los.
Wir schauen noch auf das Spermiogramm "das sieht absolut in Ordnung aus" meint die Ärztin. Die Gesamtanzahl hat sich mehr als verdreifacht, ich freu mich. Unterm Strich können wir 3 Mio Schwimmer auf die Reise schicken.
Im Ruheraum bin ich meinen Gedanken ausgeliefert. Ich starre auf die Zahlenwerte und versuche mir die vom letzten Mal ins Gedächtnis zu rufen. Ich weiß sie nicht mehr, aber ich sehe das T neben dem Wort Diagnose. Das O und das A sind weg. Aus 3 Einschränkungen ist eine geworden, es geht bergauf!! Ein hoffnungsvolles Lächeln auf meinem Gesicht.

Den Rest des Tages mache ich es mir daheim gemütlich, gönne mir einen entspannten Tag voller Nichtstun.

Dann beginnt der Kreis des Wartens erneut. Ich habe so ein gutes Gefühl diesmal. Die ersten 7 Tage bin ich absolut entspannt und richtig gut drauf. Natürlich achte ich auf all die bekannten Zeichen...oder sind sie diesmal nicht doch ein wenig anders, nein das zwicken und kneifen, das rummorren und drücken im Unterleib, das hatten wir alles so schon mal, oder? Ich bin erfüllt von Zuversicht, ich weiß nicht warum, aber es ist so und es fühlt sich gut an.

Noch 5 Tage bis zum Test...ich werde langsam unruhig. Ich fange an schlechter zu schlafen, wache oft auf. Meine Brüste fangen an weh zu tun...so spät erst? Sonst war das doch eher, das bedeutet sicher was gutes.
3 Tage vor dem Test habe ich einen wunderbaren Traum. Ich bringe einen wundervollen Jungen zur Welt, es ist ein schöner Traum, nach dem Aufwachen bin ich ganz erfüllt. Ich erzähle meinen Mann, dass ich eine anstrengende Nacht hatte. Er fragt, ob ich etwa eine Geburt hatte. Ich liebe ihn!

Einen Tag vorm Test, ich wache auf, nach einer sehr unruhigen Nacht, bin völlig gerädert und ungeduldig. Ich muss es jetzt wissen, diese Ungewissheit frisst mich auf.
Ich teste....negativ. Bin enttäuscht, ich habe so fest mit einem zweiten Strich auf dem Test gerechnet, ich war so sicher.




Januar 2013: Neubeginn und Pause

Was wünschen wir uns für das neue Jahr? Diese Frage ist für uns nicht schwer zu beantworten. Wir wünschen uns Gesundheit, Glück und natürlich die Erfüllung unseres großen Traumes.
Ich starte zuversichtlich und voller guter Hoffnung in dieses Jahr.
Das wird unser Jahr...ich spüre es, ich hoffe es.

Diesen Zyklus können wir nicht direkt weiter machen, wir fahren in den Winterurlaub und mein Eisprung wird genau in diese Zeit fallen. Ein lachendes und ein weinendes Auge begleitet uns. Wir sind traurig über eine verpasste Chance und freuen uns auf einen Monat Auszeit, Auszeit vom Kinderwunsch. Natürlich ist es keine wirkliche Auszeit....man hofft trotzdem, dass die Periode nicht kommt und wartet aber auch auf die Periode, damit man den nächsten Versuch starten kann. Die Münze hat immer 2 Seiten.

Wir waren im Winterurlaub und es war wunderbar. Wir konnten abschalten und die schöne Bergluft genießen, Ski und Snowboard fahren, Langlauf machen, einsame Schneeschuhwanderungen, abends feiern...die Kinderlosigkeit hat halt doch manchmal auch ein paar gute Seiten. Einfach mal eine Woche raus, weg von all den Sorgen und quälenden Gedanken. Somit können wir mit neuer Kraft den Versuch Nr. 3 starten.

Wie heißt es so schön...aller guten Dinge sind 3?

Mittwoch, 13. Februar 2013

Die "Außenwelt"

Was antwortet man auf die Frage "Und wie sieht eure Familienplanung aus?" ? Wie reagiert man auf die gut gemeinten Ratschläge? "Entspann dich mal, dann klappts schon" "Wollt ihr etwa keine Kinder?" oder "Ihr werdet ja auch nicht jünger!" Damit werden wir konfrontiert, manchmal mehr und manchmal weniger.
Es gibt Menschen, wenn man denen sagt, dass es nicht so einfach ist und man nicht darüber sprechen möchte....es gibt wirklich Menschen, die dann trotzdem weiter bohren. Die immer wieder fragen "na aber jetzt wo ihr verheiratet seid" oder "so langsam müsstet ihr aber schon in die Puschen kommen." ! Solche Worte treffen einen, ganz tief.
Am liebsten möchte man rausschreien "JA wir wollen KINDER, so sehr. Aber es geht nicht...es funktioniert nicht so einfach" ! Aber man hält einfach den Mund....

Es gibt Tage da kann ich mit solchen Fragen und diversen anderen Umständen gut umgehen. Da kann ich hoffnungsvoll sein und jedem sein Glück gönnen. Doch es gibt auch andere Tage. An denen bin ich neidisch und traurig, da kann ich mit solchen Fragen und Umständen kaum umgehen. Entweder ich lenke dann ab und mache einen Scherz, der meine Gefühle verdecken soll. Oder ich igel mich ein und vermeide den Kontakt mit potenziellen "Fragestellern".
Eine Zeitlang habe ich diese Gefühle nicht zugelassen und mich dafür geschämt, vor allem für den Neid. Doch diese Gefühle gehören dazu, sie sind ein Teil von mir, genauso wie Freude und Wut und Trauer. Ich akzeptiere sie, oder besser, ich versuche sie zu akzeptieren und zuzulassen. Das ist besser als sie zu verbergen und zu unterdrücken.
Ich fange an mit dem unerfülltem Kinderwunsch zu leben. Es war ein langer und nicht schmerzfreier Weg bis hierher.

Wir zeigen Freunden unsere neue Wohnung. "Das ist das Arbeitszimmer". "Vielleicht ja auch mal ein Kinderzimmer." "Arbeitszimmer." Im Nachhinein hab ich dann manchmal gedacht, ob sie jetzt denken, wir wollen keine Kinder und das ist das letzte, was ich möchte. Das jemand denkt, wir wöllten keine Kinder.

Inzwischen sprechen wir offen darüber. Wenn jemand nach unserer Familienplanung fragt, sagen wir die Wahrheit. Wir müssen uns nicht mehr verstellen und unangenehme Fragen ertragen.

Was wir nicht brauchen ist Mitleid. Klar tut es jedem leid! Uns tut es auch leid...sehr! Aber das ändert es nicht.
Wir gehen diesen Weg, immer weiter. Oft sind wir schwach und erleben Rückschläge, aber wenn das unser Weg ist, dann gehen wir ihn.

Was ich nie mache, ist mir die Frage zu stellen, was ist wenns nicht klappt. In vielen Ratgebern liest man, man soll sich die Frage stellen, wie man ohne Kinder leben möchte. Aber das kann ich nicht, noch nicht. Es kommt für mich im Moment nicht in Frage.
Ich höre oft "aber du hast doch sonst alles, einen guten Job, die Wohnung, einen lieben Mann...sei doch glücklich". Ja, ich bin glücklich das alles zu haben, aber ich bin traurig kinderlos zu sein.

Dezember 2012: 2. Insemination

Die Diagnose meines Mannes ist inzwischen von OAT 1° auf AT zurückgegangen. Wie schon beschrieben steht jeder Buchstabe für eine Eigenschaft der Spermien. Waren am Anfang noch alle 3 Eigenschaften (Anzahl, Beweglichkeit und Aussehen) eingeschränkt, bezieht sich die Einschränkung nunmehr nur noch auf 2 Eigenschaften. Nämlich auf die Beweglichkeit und das Aussehen.
Das stimmt uns positiv und lässt uns auf weitere Verbesserung hoffen. Schuld war nur der Stress, der Baustress. Aber nun wird alles besser....

Direkt nach dem ersten fehlgeschlagenem Versuch starten wir Versuch Nummer zwei. 
Am Zyklustag 1 rufe ich in der Kinderwunschklinik an und mache einen Termin fürs Folli-TV. Diesmal an Zyklustag 10, damit wir nicht wieder so in Stress verfallen wie beim letzten Versuch.

Zyklustag 10: Folli-TV
Der Follikel ist noch recht klein, gerade mal 16 mm groß. Wir haben noch Zeit. Ich bekomme für 2 Tage später einen neuen Termin.

Zyklustag 12: Folli-TV
Der Follikel ist bei knapp 18 mm. Es wird. Wir machen den Termin für die IUI für Freitag. Mein Mann soll gegen 9 Uhr vorbei kommen um die Probe abzugeben. Ich soll mittags zur OP kommen.
Ich freue mich, dass es diesmal entspannter läuft und wir an einem Freitag im Dezember in Ruhe die Insemination machen können. Schön wäre es gewesen...

Mein Mann hat an diesem besagtem Freitag leider einen wichtigen dienstlichen Termin und muss spätestens 8:30 Uhr vor Ort sein. Das Kartenhaus über mir fällt zusammen. Was nun? Ich ruf in der Kinderwunschklinik an um den Termin vorzuverlegen. Sie meinen, das Labor hat ja auch seinen Plan und muss die Proben der Reihenfolge nach bearbeiten, bla bla. Erst am nächsten Tag könne man mir sagen, ob da was möglich ist.
Ein Tag voller innerer Panik und Angst, den Versuch fallen lassen zu müssen, vergeht. 
Am nächsten Morgen ruf ich erneut an und erkläre unsere Misere. Sie schlägt vor, dass wir uns ein Becherchen abholen, die Probe daheim gewinnen und innerhalb 20 Minuten körperwarm transportiert in die Klinik bringen. Mir fällt ein Stern vom Herzen. So machen wir es! Mein Mann darf auch schon 7:30 Uhr vorbei kommen und die Probe abgeben, obwohl die Klinik erst 8 Uhr aufmacht. Was für ein Nervenstress!

Zyklustag 14: Insemination
Eine neue Situation für mich, wir gewinnen die Probe daheim. Mein Mann steckt das Becherchen unter sein Unterhemd und bringt die Probe pünktlich und schön warm in die Klinik.
11 Uhr spaziere ich in die Klinik. Ich bin sehr aufgeregt. Wie hat sich das Sperma entwickelt? Hat es sich wieder verbessert oder ist es schlechter, wegen der stressigen Situation vorher?
12Uhr betrete ich den OP. Die Ärztin bespricht mit mir das neue Spermiogramm. Es ist noch besser als das letzte, 5 Mio vorwärts bewegliche Spermien werden bei mir einziehen. Ich bin total überwältigt von dieser guten Nachricht. Ich breche in Tränen aus, Freudentränen.
Die Ärztin geht dann ganz behutsam mit mir um, da sie meine emotionale Anspannung merkt. Das ist wirklich sehr lieb von ihr.

Ich geh nach hause und ruhe mich aus. Lege die Hand auf meinen Bauch und wünsche den Schwimmern eine gute Reise. Von 5 Mio muss es nur ein einziges schaffen...das muss doch zu schaffen sein. Bitte Bitte Bitte.

12 Tage warten, 12 Tage Utrogest mit allem was dazu gehört...
In meinem Kopf spielen sich wundervolle Szenarien ab, wie wir zu Weihnachten unserer Familie sagen, dass ich schwanger bin. Was wäre das für eine Freude... Mein Gehirn ist anstrengend. Es ist zu gut im Kopfkino.

4 Tage vor Weihnachten teste ich negativ. Frohe Weihnachten...

Frust, Trauer, Wut und Unbegreiflichkeit macht sich in mir breit. Es wird nun schon das zweite Weihnachten vergehen, an dem unser großer Wunsch unerfüllt bleibt.

November 2012: 1. Insemination

Oktober 2012:
Fast ein Jahr ist vergangen seit der Diagnose OAT 1°. Ein Jahr voller Aufs und Abs, Zyklus für Zyklus. Die Hoffnung ist jedes mal groß, die Enttäuschung auch.

Ich habe mich viel belesen, weiß alles über die Medikamente, den Ablauf, Follikelreifung, Gebärmutterschleimhaut, Gelbkörper, Östrogen, Hcg, Progesteron und so weiter und so fort. Ich möchte einfach wissen, was da auf mich zu kommt und was mit mir passiert.

Nach einem erneuten Gespräch in der Kinderwunschklinik geht im ersten Moment alles ziemlich schnell. Wir entscheiden uns also für die Insemination (kurz IUI) und bekommen einen Behandlungsplan für die Krankenkasse. 50% der Behandlungskosten übernimmt die Krankenkasse.
Wir also mit dem Behandlungsplan zur Krankenkasse, 8 Versuche werden unterstützt. Also auf gehts! Hoffnung und frohe Erwartung keimt auf. Ich bin voller Tatendrang, es geht los...wir machen etwas für unseren Traum!

Beim 1. Ultraschall stellen wir allerdings fest, dass das Ei wohl am Wochenende sprungreif sein wird. Aber an Wochenenden wird in freien Praxen nicht gearbeitet. Die Ärztin macht uns den Vorschlag Sex nach Plan zu machen (mal was ganz neues :-/ ). Wir bekommen eine Spritze mit nach hause und dann soll sich das ganze Wochenende alles um die schönste Sache der Welt drehen.
Am Samstagabend probieren wir uns das erste mal im selbst spritzen. Wir "mischen" die Zutaten, wie uns erklärt wurde, zusammen und dann heißt es Bauchfalte zusammen kneifen und Spritze hineinjagen, natürlich bis zum Anschlag. Ich bin furchtbar aufgeregt und sehr sehr froh, dass mein Mann das Spritzen übernimmt. Ich leg mich hin und kneif die Augen zusammen. Er macht das hervorragend, es tut kaum weh.
Obwohl in diesem Zyklus eigentlich nicht wirklich etwas anders ist als in all den Zyklen davor, steigt meine Hoffnung. Ich habe einfach das Gefühl aktiv etwas zu tun.
Umso herber ist die Enttäuschung als ich 14 Tage später den negativen Test in der Hand halte. Doch es wird gleichzeitig auch neue Hoffnung geweckt, denn der nächste Zyklus wird unser erster IUI-Versuch werden.

Zusatzinfo Insemination:
Was bedeutet Insemination? Die IUI ist quasi Level 1 mit dem geringsten Grad an Eingriff sowohl in den Zyklus als auch in den Ablauf einer natürlichen Befruchtung. Die Follikelreifung (Eibläschen, in dem das Ei reift) wird per Ultraschall beobachtet und zu einem bestimmten Zeitpunkt der Reife, wird der Eisprung per Medikament (per Spritze) unterstützt. Der Mann gibt eine Spermaprobe ab. Diese wird "aufbereitet". D.h. die Spermien kommen in eine Nährlösung, die den Spermien Energie geben sollen. Außerdem werden die Guten von den nicht so Guten getrennt. Diese aufbereitete Lösung wird dann der Frau, zum bestmöglichen Zeitpunkt unmittelbar vor dem Eisprung, direkt in die Gebärmutter injiziert. Den Spermien wird so der lange Weg durch die böse saure Flora der Scheide und durch die Gebärmutter erspart. 

November 2012, Zyklustag 11: Termin zum Folli-TV
Ich habe den ersten Termin zum sogenannten Folli-TV. D.h. per Ultraschall wird die Größe des Follikel und die Dicke der Gebärmutterschleimhaut gemessen. Ich habe das Gefühl, ich bin schon recht weit im Zyklus und hoffe, das Ei ist noch nicht gesprungen und wir haben die Chance verpasst. Das sag ich auch der Ärztin und siehe da, der Follikel ist schon 19mm groß. So ein Ei hüpft wenn der Follikel zwischen 20 und 22 mm groß ist. Die Ärztin meint, dann machen wir die IUI gleich heute. Und wieder einmal geht es alles sehr schnell.
Ich bekomme sofort die Spritze, die den Eisprung unterstützen soll, in den Po (autsch) und mein Mann muss Sperma abgeben. Meine Hände sind kalt und nass, ich bin aufgedreht und voller freudiger Erwartungen. Ungefähr 2 Stunden später sitzen wir vor dem OP, in der Reihe mit einigen anderen Paaren und Frauen. Es gibt so viele Paare, denen es ähnlich wie uns geht. Es tut gut zu wissen, dass man nicht allein ist!
Wir gehen in den OP, mein Mann darf bei mir bleiben. Die Ärztin zeigt uns das aktuelle Spermiogramm. Auf den ersten Blick sieht es gut aus. 1Mio vorwärts bewegliche Spermien ziehen bei mir ein. Laut Ärztin ist das gerade so die Grenze, bei Werten unter 1Mio würde ein IUI keinen Sinn machen. Ernüchterung...

Per Ultraschall wird nochmal nach dem Follikel geschaut, er sieht schön aus, schön rund, wie kurz vorm Sprung. Die Schwester bringt eine Spritze mit einer langen Kanüle. Darauf steht der Name meines Mannes. Mittels der langen Kanüle wird die Nährlösung mit den Spermien direkt in meine Gebärmutter gegeben. Ich spüre fast nichts, nur ein leichtes ziehen.
Anschließend wird per Ultraschall kontrolliert, ob alles am richtigen Fleck gelandet ist. Es sieht toll aus, die Flüssigkeit wabbert in meiner Gebärmutter hin und her! Ein tolles Gefühl, ich bin euphorisch!
Direkt im Anschluss darf ich mich in einem Nachbarraum noch ca. 20 Minuten ausruhen.

Wir bekommen eine Kopie des Spermiogramms mit und ich vergleiche die Werte mit allen schon vorhandenen Werten. Es ist deutlich eine Verbesserung zu erkennen, alle Werte haben sich verbessert. Ich bin noch euphorischer.

2 Tage nach der IUI muss ich für 12 Tage Tabletten zur Unterstützung des Gelbkörperhomones zu nehmen. Utrogest, 2 Tabletten jeden Abend, vaginal. Ich mag es nicht. Es schmiert, es zerstört meine eh schon empfindliche Flora, es ist einfach unangenehm. Aber wir haben ja einen Traum.
Nach den 12 Tagen soll ich einen Schwangerschaftstest machen, wenn er negativ ist, soll ich Utrogest absetzen und danach werde ich meine Periode bekommen.
12 Tage bangen, warten, hoffen, ablenken und warten, warten, warten. Diese Zeit des Wartens auf den Test ist für mich die schlimmste Zeit. Ich bin unruhig, meine Gedanken kreisen meist nur darum, ob es geklappt hat oder nicht.
Dank Utrogest habe ich alle Anzeichen von starkem PMS, angeschwollene, schmerzende Brüste, Schwindel, Stimmungsschwankungen bis zu Heulanfällen, Übelkeit...das volle Programm. Bei jedem aufkeimenden Symptom horche ich ganz genau in mich rein, ob das nicht vielleicht auch ein Anzeichen sein könnte. All diese Anzeichen können Anzeichen sein...müssen es aber nicht.
Man kann während der 12 Tage des Wartens nichts dafür und nichts dagegen machen, man kann nur warten. Man ist diesem Gefühl der Hilflosigkeit völlig ausgeliefert. Ich bin teilweise felsenfest davon überzeugt, dass es geklappt hat.

Noch 3 mal schlafen bis zum Test. Ich bin nervös, drücke ständig an meinen Brüsten rum, ob sie noch weh tun oder nicht, achte auf jedes Zeichen meines Körpers. Zweifel und Angst kommen auf. Ich fühle mich ziemlich schwanger, mir ist übel und ich habe Schwindelanfälle. Ich schlafe schlecht, träume vom testen, vom schwanger sein.
Dann ist der Tag des Tests da: negativ....Enttäuschung, Tränen...das schwarze Loch ist groß, in das ich falle.

Wo anfangen?

Tja, wo fängt man an, wenn man schon mittendrin ist? Am besten trotzdem am Anfang!
Mein Mann und ich, wir wünschen uns ein Kind, wie man unschwer aus dem Titel erfahren kann. Aber wie das so ist mit den Wünschen, sie gehen manchmal nicht so einfach in Erfüllung.

Ich möchte euch in diesem Blog an unserer Geschichte teilhaben lassen. An einer Geschichte, deren Ausgang noch niemand kennt.

In erster Linie soll mir das Aufschreiben unserer Geschichte helfen, helfen nicht aufzugeben und all die Emotionen und Belastungen die damit einhergehen, zu verarbeiten. Aber es soll auch andere ermutigen seine Wünsche und Träume niemals aufzugeben.

So, dann wollen wir mal!
Schon eine Weile vor unserer Hochzeit im August 2011 haben wir aufgehört zu verhüten. Wir steckten mitten im Bau unserer Eigentumswohnung und der "Plan" war, pünktlich zum Einzug einen kleinen Mini-Mitbewohner mit einziehen zu lassen. Ich hatte schon sehr lange die Pille abgesetzt und wir haben mit der Symptothermalen Methode (NFP) verhütet. Ich kannte also zu diesem Zeitpunkt meinen Körper schon ziemlich genau und wusste, wann die "heiße Phase" ist. Also "betrieben" wir Sex nach Plan.
Nach mehreren Zyklen, in denen ich mit Fruchtbarkeitstees und diversen homöopathischen Mittelchen experimentiert habe, endeten diese alle enttäuschend mit sinkender Basaltemperatur und der Periode. Somit beschlossen wir der Sache auf den Grund zu gehen.

Der erste Weg führte zum Frauenarzt meines Vertrauens. Soweit er das per Ultraschall beurteilen konnte, sah er keinen physischen Grund warum ich nicht schwanger wurde. Er gab mir direkt eine Überweisung in die örtliche Kinderwunschpraxis.
Mit gemischten Gefühlen aus Angst vor der Diagnose und Hoffnung auf ein baldiges Ende der Warterei, machte mein Mann einen Termin zur Kontrolle seines Spermas.
2 Tage vor Weihnachten 2011 hat er seine erste Probe zur Kontrolle abgegeben. Nun hieß es warten auf das Ergebnis. Wir sind über Weihnachten weggefahren und als wir wieder daheim waren, lag der Brief mit dem Ergebnis schon im Briefkasten.

Zahlen über Zahlen, Normwerte und Ergebniswerte, eine Diagnose mit der wir nicht wirklich etwas anfangen konnten. Aber wozu gibt es Tante Google?
Diagnose OAT 1°, eingeschränkte Fertilität!

Zwischeninfo:
Spermien werden nach 3 verschiedenen Kriterien beurteilt. 1. Anzahl pro ml, 2. Beweglichkeit (schnell vorwärts, langsam vorwärts, örtlich und unbeweglich) und 3. Aussehen. Jeder der 3 Buchstaben steht für eine Eigenschaft. Somit bedeutet diese Diagnose, dass es Einschränkungen in allen 3 Eigenschaften gibt. Mit anderen Worten, es waren zu wenig Spermien, die zum Großteil nur örtlich beweglich und viele Defekte aufwiesen.

Diese Diagnose hat uns den Boden unter den Füßen weggerissen. Wir waren niedergeschmettert und wussten in diesem Moment nicht weiter. Sicher, die einmalige Abgabe von Sperma ist nur eine Momentaufnahme und das kann sich alles wieder ändern. Aber trotzdem, im ersten Moment klingen diese Worte wie leere Phrasen, die einem "nur" Trost schenken sollen.

Nach einem ersten Beratungsgespräch in der Kinderwunschklinik wollten wir alle weiteren Einschränkungen ausschließen und begaben uns in den Diagnosestrudel. Somit hieß es: Zyklusmonitoring bei mir (sind alle Hormonwerte in jeder Phase des weiblichen Zyklusses in Ordnung), weiteres Spermiogramm zum Vergleich,   Untersuchung beim Urologen, Bauch- und Gebärmutterspiegelung mit Überprüfung der Eileiterdurchlässigkeit bei mir.
Wir wollten einfach sicher sein, dass nicht noch weitere Hindernisse unserem Wunschkind im Weg stehen.

Um das kürzend zusammenzufassen, die Hormone zeigen keine Auffälligkeiten und die Eileiter sind durchlässig, Gebärmutter ist gesund und ohne auffällige Verwachsungen.
Für diese OP musste ich mich meiner ersten Vollnarkose unterziehen. Niemand wusste, dass ich im Krankenhaus bin. Nur mein Mann und meine Eltern.
Wir sprachen nicht "darüber". Mit niemanden. Warum kann ich nicht sagen, wir waren einfach nicht dazu in der Lage...noch nicht.

Das Wiederhol-Spermiogramm zeigte keine Veränderung der Diagnose. Die Untersuchung beim Urologen machte uns Hoffnung. Ich zitiere den Arzt mal frei nach meiner Erinnerung: "das ist das beste Spermiogramm, was ich seit langem gesehen habe. Es sind schon Männer Väter geworden mit viel schlechteren Werten."

Was heißt das denn jetzt? Will die Kinderwunschklinik nur Geld mit uns verdienen und eigentlich ist gar nicht alles so schlecht, wie es aussieht?
Inzwischen ist Sommer 2012 geworden und wir lassen keinen Zyklus unversucht vielleicht doch auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Doch dieses Glück bleibt uns weiterhin verwährt. Ein Jahr ist nun schon vergangen...wie die Zeit vergeht.

Wie beschließen eine Pause einzulegen. Eine Pause vom Kinderwunsch, die wir dringen nötig haben. Unsere Eigentumswohnung ist nun fertig und der Umzug rückt in den Vordergrund. Wir beschließen für den Rest des Jahres alle Kliniken und Ärzte zu meiden.
Natürlich versuchen wir fleißig weiter, aber ein wenig "entspannter", zumindest so weit man da noch entspannt sein kann.

Es wird Herbst, der Umzug ist so gut wie erledigt, wir werden heimisch in unserer neuen Wohnung. 2 Zimmer sind leer, zu leer. Wir können und möchten das Ende des Jahres nicht mehr warten. Zu zermürbend und frustrierend sind die immer wieder unschön ausgehenden Versuche. Wir besprechen, wie es weiter gehen soll.
Die Ärzte haben uns zu Level 3 der 3 Möglichkeiten geraten: "etwas anderes kommt bei diesem Spermiogramm eigentlich nicht in Frage".

Zusatzinfo:
Ich nenne es mal "Level", weil es die 3 Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung am besten beschreibt. Level 3 ist der höchste Grad an Eingriffsmöglichkeit.

Der Gedanke daran macht mir immer noch Angst und auf eine Art kann ich es irgendwie nicht begreifen. Unser Kind soll in einer Petrischale entstehen? Nicht dadurch, dass mein geliebter Mann und ich uns lieben? Diese Vorstellung und die Unbegreiflichkeit treibt mir immer wieder die Tränen in die Augen.
Die Frage nach dem Warum ist mein permanenter Begleiter. Das Empfinden von Ungerechtigkeit mischt sich dazu.

Wir entscheiden uns gegen den Rat der Ärzte für das langsame Herantasten an die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin. Wir wissen, dass die Chancen damit kaum höher sind, als auf normalem Weg schwanger zu werden. Doch es gibt uns ein Gefühl davon, die "Verantwortung" abgeben zu können. Jemand kümmert sich, sagt uns was wir machen müssen.
Auf diesem Weg habe vor allem ich die Möglichkeit, mich langsam an die Untersuchungen, die Spritzen, die Abläufe im OP zu gewöhnen. Im Oktober 2012 wollen wir den ersten Versuch mit einer Insemination starten.