Dienstag, 30. April 2013

Beratungsgespräch

Beratungsgespräch in der Klinik. Obwohl ich schon so viel zum Ablauf und den Vorgängen im und außerhalb des Körpers weiß, bin ich aufgeregt. Ist halt doch was anderes, wenns dann einen selbst angeht.

Schon der Gang zur Anmeldung zeigt, wie "abgelenkt" wir vom Thema sind. Wir haben alle Informationsunterlagen, die wir eigentlich zum Gespräch wieder mitbringen sollten, vergessen. Na egal, wir wissen wie es abläuft, so theoretisch und kennen die Risiken, so theoretisch.

Wir sitzen vor der Ärztin, sie erklärt den nächsten Behandlungsschritt, Level 3, die ICSI.

Zusatzinfo ICSI, intrazytoplasmatische Spermatozoeninjektion:
Der natürliche Zyklus wird künstlich stillgelegt. 
14 Tage lang wird die Eizellenreifung mit künstlichen Hormonen stimuliert. Durch die künstlichen Hormone wachsen bis zu 15 Follikel gleichzeitig, d.h. es reifen 15 Eizellen gleichzeitig heran. Der Wachstum der Follikel wird ständig per Ultraschall kontrolliert, damit die Dosis der künstl. Hormone jederzeit angepasst werden kann. 
Sind die max. 15 Eizellen reif werden sie per Punktion unter Vollnarkose entnommen. Anschließend werden alle entnommenen Eizellen sofort befruchtet. 
Sie werden befruchtet, in dem eine Spermazelle von meinem Mann per Spritze direkt in die Eizelle eingebracht wird. Von da an sind sie sich selbst überlassen. 
Es kann zu einer Verschmelzung kommen, muss es aber nicht. 
Anschließend wachsen die befruchteten Eizellen 2-3 Tage in der Petrischale. 
2 von den gut wachsenden Eizellen bekomme ich dann in meine Gebärmutter eingesetzt. Die anderen werden eingefroren, für weitere Versuche ohne vorherige Hormonstimulation.

Soweit die Theorie. Nun zur Praxis.
Wir werden diesen Zyklus noch einmal die IUI (Level 1) versuchen. Dann kommt ein Zyklus Pause, in dem Zyklus wird die sogenannte Downregulierung gemacht (Stilllegung des natürlichen Zyklusses). Danach geht es los, jeden Tag spritzen, alle 2 Tage zum Ultraschall, hoffen, beten, fürchten.
Es gibt Risiken, klar, jede Menge.
Am meisten fürchte ich die Überstimulation. Das ist nicht ohne...
Die Eierstöcke werden schließlich zu einer Überproduktion angeregt und die Grenze zur Überstimulation ist nah. Aber durch die häufigen Kontrollen in der Klinik, hoffe ich mal, dass dem schnell entgegen gesteuert werden kann.

Im Anschluss an das Gespräch wird mir noch Blut abgenommen. Es soll das Anti-Müller-Hormon bestimmt werden. Das AMH sagt aus, wie viele Eizellen ich noch auf Lager habe. Aufgrund dieses Wertes kann die Stimulation mit den künstlichen Hormonen genau eingestellt werden.
Die Schwester wirkt etwas unsicher...nachdem mein rechter Arm durchlöchert wurde und nichts bei raus kam, hat sie sich am linken versucht. Der sieht nun wie nach einem Massaker aus...blau, gelb, lila, rot in einer Größe von 3x3 cm ! Das kann ja heiter werden.

Nach dem Termin sind wir beide irgendwie niedergeschlagen. Die Warterei in der Klinik und das ganze drumherum nervt jetzt schon und es wird ja nicht besser. Wir hatten uns das Eltern werden wohl anders vorgestellt....ganz anders...irgendwie schöner.

Wir steigen auf, auf Level 3. Ein Aufstieg den wir uns gern erspart hätten.
Wie ist die Stimmung? Nun ja, gemischt. Ich schwanke zwischen Hoffnung, Optimismus, Angst und Traurigkeit.

Freitag, 19. April 2013

Weiß wie Schnee

Ich habe gut geschlafen, wow...wer hätte das gedacht. Vielleicht lags am Baldrian, den ich gestern Abend vorsorglich genommen habe, vielleicht aber auch daran, dass man sich immer mehr an das Prozedere gewöhnt. Es läuft immer alles in einem wiederkehrendem Kreislauf ab, man tut immer das gleiche, die aufkommenden Emotionen sind immer die gleichen, das Ergebnis ist immer das gleiche.

Ich halte heut morgen wieder einen schneeweißen Test in der Hand. Klar zittern wieder meine Hände und mir ist ganz schummerig vor Aufregung. Aber das ebbt recht schnell ab und ich fühle mich wieder "normal". Fühlen kann ich irgendwie direkt nach dem Test nichts. Eigentlich schlimm, wie schnell man dann einfach weiter macht, waschen, frühstücken, fertig machen fürs Büro, läuft alles automatisch.
Mein Mann und ich umarmen uns, er meint zum Ergebnis "war ja klar". Ich erinnere ihn an die Hoffnung, die wir nicht aufgeben dürfen und an den Fall einer Bekannten, die mit ähnlichen Bedingungen und gleicher Behandlung vor kurzem schwanger geworden ist, es kann also so klappen. Er meint "nur bei uns nicht".

Ich zitiere an dieser Stelle mal eine liebe Freundin "Verdammte Scheiße!!!" (mit 3 Ausrufezeichen)

Nächstes greifbares Ziel: Beratungsgespräch in einer reichlichen Woche.

Donnerstag, 18. April 2013

graue Haare....

Vor einer ganzen Weile, ich glaube es dürfte so ein knappes Jahr her sein, hat meine liebe Frau Mama graue Haare in meinem Haupthaar entdeckt. Das war für mich damals ein Schock. Ich wollte es erst gar nicht glauben, doch ein sehr genauer Blick in den heimischen Spiegel offenbarte die furchtbare Wahrheit. Eigentlich hatte ich vor, meine natürliche Haarfarbe voll und ganz zur Geltung kommen zu lassen, doch nach dieser schockierenden Neuigkeit, rief eine innere Stimme "her mit der künstlichen Haarfarbe".
Ich also eine Farbe namens "mittelblond" in meine Haupthaar geschmiert. Irgendwie hatte ich anschließend den Eindruck, ich hätte leicht rötliche Haare. Aber von mir aus, alles besser als grau.
Nach einem langen Urlaub mit viel Sonne, sahen meine Haare dann ganz moderat erblondet aus. Ich meinte auf Fragen nur "von der vielen Sonne..." .
Tja, aber wie das so ist, Haare wachsen und damit verabschiedet sich die künstliche Schönheit und das alte Elend findet wieder den Weg zurück ans Tageslicht.
Und nun...kommt es mir vor, als entdecke ich jeden Tag ein neues graues Haar. Was sicher auch damit zu tun hat, dass es ja nun morgens Tageslicht-hell im Badezimmer ist.

Jetzt fragt ihr euch sicher, warum zur Hölle schreibt sie das hier?? Nun ja, unter anderen Umständen wäre mir die spontane Ergrauung und damit die offensichtlichen Zeichen, dass ich älter werde, egal. Ich würde sie wahrscheinlich kaum wahrnehmen bis zu dem Zeitpunkt der kompletten Ergrauung.
Aber in Verbindung mit dem Kinderwunsch ist es für mich sooo schwer zu ertragen. Es kommt mir vor, als wenn meine Uhr nicht mehr nur laut tickt, sondern nun auch noch wie ein Damoklesschwert über meinem Kopf (womit wir den Kreis zum Haupthaar schließen) hängen.

Wahrscheinlich kann kaum jemand diese Gedankengänge nachvollziehen. Müsst ihr ja auch nicht...
Aber das sind meine Gedanken und die teile ich mit euch, so wirr und unverständlich sie auch sein mögen.
Ich höre schon die Kommentare "ihr habt doch noch Zeit"; "so alt bist du nun auch wieder nicht"; "manche haben erst viel später Kinder bekommen". Ja klar, das ist alles richtig .... und total rational. Doch Gefühle sind irrational und halten sich nicht an rationale Vorgaben.


Nächste Woche wird ein Termin bei der Friseurin meines Vertrauens gemacht!

Bis Bald.

Montag, 15. April 2013

Hoffnung

Zitat Duden:
[Hoffnung]: das Hoffen; Vertrauen in die Zukunft; Zuversicht, Optimismus in Bezug auf das, was [jemandem] die Zukunft bringen wird; positive Erwartung, die jemand in jemanden, etwas setzt.

Am Wochenende musste ich immer wieder an die Hoffnung denken, an die Bedeutung, allgemein und für mich.

Warum? Weil Hoffnung eine sehr große Rolle spielt auf unserem Weg zum Wunschkind. Auch wenn ich enttäuscht bin, oder mal wütend, oder einfach traurig oder neidisch (ja ich bin auch neidisch), dann ist da trotzdem immer Hoffnung. Sie ist da wie ein fester Bestandteil, darauf konnte ich mich bisher immer verlassen, die Hoffnung ist immer da. Wie ein guter Freund, der den Arm um einen legt und sagt "hey, ich bin noch da".

Ok, manchmal ist sie wie ein durchsichtiger grauer Schleier, kaum erkennbar zwischen all den anderen sehr dominanten Gefühlen wie Angst, Neid, Wut, Trauer, Enttäuschung. Aber sie ist immer da. Dann wieder steht sie vor allen anderen und schiebt sich in den Vordergrund, sie darf das.

Ich verdanke ihr viel, mein Durchhaltevermögen zum Beispiel, die Kraft das alles durchzustehen und immer weiter zu machen, das Vermögen meinen lieben Mann in den Arm zu nehmen und Trost zu schenken und meinen Glauben, dass eines Tages alles gut werden wird.

Danke, Hoffnung! Was tät ich nur ohne dich?

Montag, 8. April 2013

The same procedure....

Mein Mann macht sich am Freitag morgen auf dem Weg in die Klinik, er zieht seine Schuhe an und sagt zum Abschied "mach dir nicht allzu viel Hoffnungen, ich hatte doch letzte Woche Fieber". Ich weiß...

Vor meinem Termin geh ich noch etwas in die Stadt bummeln, ich kaufe schon mal die Schwangerschaftstests für in 2 Wochen und diverse andere absolut notwendige Dinge aus einer Drogerie, ich kaufe Wolle für mein neues Häkelprojekt und Karten für ein Outdoor-Vortrag im Globetrotter. Dann geh ich mit all meinen Schätzen in die Klinik. Das Wartezimmer ist recht leer, gut so.
Nach nur 30 Minuten Wartezeit werde ich direkt in den OP gerufen. Die Ärztin bespricht wieder das Spermiogramm mit mir. Es sieht besser als erwartet aus, keine Verschlechterung zum letzten Mal. Aber auch keine Verbesserung. Alle 3 Buchstaben sind zurück, Diagnose OAT 1.°, Einschränkungen in allen 3 Eigenschaften.
Wir können 6,6 Mio schnell und langsam vorwärts bewegliche Schwimmerchen auf Reisen schicken. Aber so viele brauchen wir ja auch gar nicht, wir brauchen nur ein einziges Schwimmerchen zum Glück.
Nach dem Transfer kontrolliert die Ärztin wieder per Ultraschall, ob alles dort gelandet ist, wo es hin soll. Und da sieht man wieder wie die weiße Masse sich in meiner Gebärmutter ganz leicht hin und her bewegt, wie schön! Findet auch die Ärztin.

Jetzt heißt es wieder warten. Ich werde wieder versuchen, die Wartezeit so sinnvoll wie möglich zu verbringen, denn auch mit unerfülltem Kinderwunsch lebt man ja noch nebenbei ;-) !

Bis in spätestens 2 Wochen!

Mittwoch, 3. April 2013

Folli-TV und viele Fragen

Wir gehen also diesen Weg erstmal weiter, den Weg der Insemination. Heut war ich beim Ultraschall und auf der linken Seite hat sich ein wunderschöner runder Follikel von 16mm gebildet. Die Ärztin meint, wir könnten die Insemination schon morgen machen, doch das erscheint mir ziemlich früh. Das letzte mal haben wir bei 17mm noch das ganze Wochenende gewartet. Also entscheiden wir uns für Freitag.
Im anschließenden Gespräch wollen wir ein paar Fragen beantwortet haben.
Wie kann es für uns weiter gehen? Ist es sinnvoll den Weg der IUI weiter zu gehen? Können noch andere Dinge untersucht werden, um der Ursache auf den Grund zu gehen? Wie läuft der Übergang zu Level 3 ab? Doch die Ärztin wimmelt uns ab...sie hat pro Patient nur 10 Minuten Zeit und kann in der Zeit nicht auf Fragen eingehen. Wir sollen einen Beratungstermin ausmachen und da kann Sie sich dann auch die Spermiogramme genauer ansehen und uns eine weitere Behandlung empfehlen. Toll, das war ja etwas unbefriedigend.
Wir bekommen einen Termin zur Beratung am 29.4.. Sofort dreht sich in meinem Kopf das Zahlenkarussell....rechne rechne..wann endet eventuell dieser Zyklus...wann wäre der nächste Eisprung...hmm, dann wirds auf keinen Fall etwas im Mai mit einer eventuellen neuen Behandlung. Und dann ist schon das halbe Jahr wieder rum...
Aber eins nach dem anderen: also am Freitag die 5. Insemination und dann am 29.4. das Beratungsgespräch.

Im Mai fängt mein Mann einen Lehrgang an, das heißt, dass er hinsichtlich Termineinteilung nicht mehr ganz so flexibel ist wie im Moment. Kann ja keiner ahnen, dass sich das alles so dermaßen in die Länge zieht. Warum hat man (frau) auch nur einen Eisprung im Monat? Warum kann es nicht mal einfach sein? Warum wir? Warum kann es nicht mal klappen? Warum haben wir nicht einfach mal Glück? Warum Warum...da sind sie wieder, die vielen Warum, in letzter Zeit wieder mehr präsent.

Gedanklich beschäftigen wir uns beide immer intensiver mit Level 3, dem höchsten Level auf der Leiter der künstlichen Befruchtung. Wir haben Angst davor, diesen Schritt wirklich gehen zu müssen. Noch haben wir Angst, doch die Schmerzgrenze sinkt und man wird fähig immer mehr zu ertragen und durchzumachen auf dem Weg zum Wunschkind.

Aber jetzt starten wir erstmal Versuch Nr. 5. Mein armer Mann hatte letzte Woche Fieber, Magen-Darm und ist im Moment noch arg verschnupft...das kann die Qualität der Schwimmer beeinflussen, meint die Ärztin.