Dienstag, 20. August 2013

Déjà-vu

Das hatten wir doch schon mal...an diesem Punkt war ich schon mal und doch ist es diesmal anders.

Ich habe einen Termin zur Nachuntersuchung. Mit gemischten Gefühlen mache ich mich auf den Weg zur Klinik. Auf der einen Seite freu ich mich, dass es nun wieder weiter geht, ich nicht mehr stumm und still der Dinge harren muss, der Dinge, die kommen wie sie sollen und so arg mein Sein bestimmen.
Auf der anderen Seite kommen all die "Erinnerungen" wieder hoch. Vielleicht klingt das einen Ticken zu theatralisch, aber doch so ist es, irgendwie.
Ich stehe an der Anmeldung und warte. Vor mir gibt eine junge Frau ihren Spritzenplan der Schwester an der Anmeldung. Das hatten wir schon...auch das Ergebnis in Form von Trauer und Enttäuschung hatten wir schon. Vielleicht bleibt es ihr ja erspart.
In den letzten Wochen hatte ich es scheinbar doch geschafft, ein wenig Abstand zu "all dem" zu bekommen. Der Termin heute wirft mich emotional zurück.

Nach nur kurzer Wartezeit ruft mich meine liebe Frau Ärztin rein und schaut nach, ob meine Eierstöcke wieder das tun, was sie sollen und gesund aussehen. Im Großen und Ganzen ist alles wieder gut, nur ein wenig langsam sind sie. Der Eisprung lässt arg auf sich warten. Na super, Zeit ist ja das was wir ohne Ende haben [/Ironie aus].
Dann besprechen wir die weitere Vorgehensweise. Sie meint, wir (ach sie auch?) geben die Hoffnung auf keinen Fall auf. Wir haben ja noch die Eisbärchen (also so hat sie es natürlich nicht gesagt, das ist frei zitiert / interpretiert) und damit noch 2 Versuche. Außerdem käme der Ablauf bei einem Kryo-(=Eis, eingefrorene Eizellen)versuch dem Eintreten einer normalen Schwangerschaft viel näher, da der Körper nicht so arg durch die Stimulation strapaziert ist. Ja ja....red nur weiter...am Ende müssen wir ganz allein alles durchstehen...naja sie meint es ja nur gut.
Sie rät uns zum sogenannten Assisted Hatching.

Zusatzinfo Assisted Hatching (= unterstütztes Schlüpfen):
Damit wird versucht, dem heranwachsenden Embryo das Verlassen der Zona pellucida (seiner Hülle) zu erleichtern. Der Embryo muss diese Hülle verlassen um sich einnisten zu können. Dazu wird die Hülle angeritzt oder ausgedünnt. Diese Methode wird unter anderem bei kryokonservierten Eizellen empfohlen, da die Hülle bei diesen Eizellen härter ist.
Dies kann zum Beispiel mittels eines Lasers (so wird es in unserer Klinik auch gemacht) gemacht werden. Diese Technik ist die sicherste, da der Defekt, der in der Glashaut erzeugt wird, sehr gezielt gesetzt werden kann und auch auch die Größe und Tiefe des Defekts ist exakt einstellbar. Verletzungen des Embryos sind praktisch ausgeschlossen.

Ich, für meine Teil, greife nach jedem Strohhalm und bin für jedes kleines Prozentchen auf der Wahrscheinlichkeitsskala dankbar. Zusätzliche Kosten hin oder her...
Am Ende des Gesprächs bekomme ich noch den sogenannten "Kryobogen". Wir müssen wieder allerhand Entscheidungen treffen.

Wie viele Embryonen möchten Sie eingesetzt bekommen?
Wenn Embryonen das auftauen nicht überleben, ab wie vielen Überlebenden sollen weitere Embryonen aufgetaut werden?
Wie viele sollen ihnen nach dem Auftauen weiterer Embryonen eingesetzt werden?

Warum kann man sowas nicht entscheiden, wenn es soweit ist? Sie tauen 2 auf (die gibts nur in 2er Päckchen), eins überlebt vielleicht nicht, dann rufen sie mich an und wir entscheiden dann was getan werden muss. Just-in-Time quasi. Das ist wie über ungelegte Eier sprechen, würde meine Mutter sagen.
Aber ja, ich versteh schon...die können dann einem nicht ewig hinterher telefonieren, die müssen handeln.
Über diese Fragen machen wir uns nach der nächsten Mens Gedanken. Aber bis dahin haben wir bestimmt noch 3 Wochen Zeit, Zeit zum durchatmen und Kraft tanken.

Nächsten Zyklus geht es dann weiter. Mit unseren Eisbärchen...ich freue mich auf euch!

Mittwoch, 7. August 2013

Blick voraus ... oder wie man um Steine drumherum geht

Ein weiterer Stein, der sich unerwartet und selbst aus kurzer Distanz nicht erkennbar, auf unseren Weg gerollt hat. Wir haben uns eine kurze Zeit in den dunklen Schatten des Steins gelegt und keine Ahnung gehabt, wie wir den Stein wegschieben sollen oder wie wir einen Weg drumherum finden können. Nach einer Zeit im Dunklen haben wir am Stein vorbei geguckt und da schien uns ein heller Lichtstrahl ins Gesicht. Mit diesem Lichtstrahl sah alles wieder klarer aus. Dieser Stein ist nicht das Ende, dahinter geht der Weg weiter und es ist so hell und voller neuer Hoffnung.

Die Hoffnung ist nicht bloß ein Schimmer, sie ist eine eigene kleine Sonne, die uns mit ihren Strahlen wärmt und neue Kraft schenkt.
Kartini Diapari-Öngider

Es geht weiter. Nach einem Wartezyklus, in dem mein Körper sich von der Stimulation erholen darf, werden wir in unseren 1. Kryoversuch starten. Es heißt Kryoversuch, weil die 4 befruchteten und eingefrorenen Eizellen "kryokonserviert" sind. Für diesen Versuch werden also 2 der kleinen Eisprinzen oder Eisprinzessinnen aufgetaut und mir dann zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt. Mehr dazu dann zu gegebenen Zeitpunkten.

Was will ich mit diesem Post eigentlich sagen?
Es geht immer weiter, wir geben nicht auf. Es gibt Rückschläge, die einfach nur unendlich weh tun, doch es gibt immer einen Weg um den Stein herum!